Digitalisierung, Klimaziele, Fachkräfteengpass – längst Wörter, die nicht nur zum Alltagsvokabular der Politik gehören. Ihre Auswirkungen betreffen Gesellschaft, Wirtschaft und Natur, Lebensgrundlage von uns allen. Große Bedeutung kommt der Bildung der jungen Generation zu. Sie wird entscheidend dafür sein, wie sich die Zahl unbesetzter MINT-Stellen entwickelt. Damit einher geht die Suche nach Fachkräften in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Rund 450.000 Fachkräfte werden bis 2030 benötigt, um den jetzt errechneten Bedarf decken zu können. So steht die MINT-Bildung vor riesigen Herausforderungen – auch im Kreis Mettmann.

Neben zahlreichen Initiativen, Netzwerken und Arbeitgeberverbänden nehmen insbesondere die Schulen eine zentrale Rolle in der MINT-Bildung ein. Schülerinnen und Schüler erhalten oftmals den ersten Anstoß im Unterricht, um ein naturwissenschaftliches Verständnis zu entwickeln. Es sind demnach maßgeblich Lehrerinnen und Lehrer, die bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für Wissenschaft und Technik wecken können.

Best Practice am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Velbert: GSG macht MI(N)T-Box

„Mathematisch-naturwissenschaftliche Kompetenzen sind wichtige Grundlagen für Kinder und Jugendliche, um die Zukunft mitgestalten zu können.“, so Helge Hassler, Biologie- und Physiklehrer am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Velbert und selbst Vater von drei Kindern. Immer seltener finden sich Schülerinnen und Schüler für einen Physik- oder Chemie-Leistungskurs. Nach Gesprächen mit Oberstufenschüler_innen stand für Hassler fest, es bedarf eines größeren Praxisbezugs von Beginn an. Am besten bekommen seine Schülerinnen und Schüler eigenes Material an die Hand, das ihnen eigenständiges Lernen ermöglicht und zugleich Lust aufs Forschen und Experimentieren macht.

Gestartet wurde in Zeiten des Lockdowns mit Versuchen zur Elektrizität. Trotz Homeschooling war ein praxisorientierter Unterricht möglich und die Schüler_innen begeistert. Durch das gute Feedback motiviert, entschied Hassler zunächst für sich, das Projekt auszubauen. Schließlich suchte er gemeinsam mit seiner Biologie-Kollegin, Frau Hannah Vorholt, und der finanziellen Unterstützung des schuleigenen Fördervereins und des Schulvereins, nach weiteren, an den Lehrplan angebundene, naturwissenschaftliche Materialien. Diese verpackten die zwei in sogenannte Forscherumschläge. Mit dabei sind nun Reagenzgläser, Faltmikroskope und Kompasse. Darüberhinaus kamen Projektanregungen, Forscheraufträge für zu Hause und – ganz wichtig – Selbsteinschätzungsbögen für den eigenen Kompetenzerwerb ebenfalls in die Umschläge. Alle neuen Fünftklässler_innen erhalten in Zukunft eine MI(N)T-Box, die sich halbjährlich mit einem weiteren Forscherumschlag füllt. Diese Box bietet ihnen am Ende, über 2,5 Jahre hinweg, Einblicke in die MINT-Fächer.

Wer nutzt die MI(N)T-Box und was kostet sie?

Schülerinnen und Schüler werden die Box, die MI(N)T nach Hause genommen werden soll, von der 5. bis zur 7. Klasse nutzen. Das Material erweitert sich jedes Halbjahr um den Inhalt eines neuen Forscherumschlag. Fachlehrerinnen und -Lehrer nutzen die Materialien zunächst im Unterricht, anschließend dürfen die Schülerinnen und Schüler sie mit nach Hause nehmen und dort in der MI(N)T-Box aufheben. Gestartet wird in Erdkunde, gefolgt von Biologie, Physik, Biophysik und endet mit Chemie. Im Schnitt werden 5 Euro pro Umschlag verausgabt. Das Projekt der MI(N)T-Box ist sozialverträglich. Förderverein und Schulverein der Schule unterstützten die GSG macht MI(N)T-Box.

Was bringt der Einsatz der GSG macht MI(N)T-Box?

Erste Erfolge sind sichtbar. Während der Pandemie haben die Schülerinnen und Schüler im Homeschooling experimentieren können und aufgrund des hohen Praxisbezugs mit Spaß und Neugierde mitgearbeitet. Die Initiatoren erhoffen sich, dass die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, eigenständig wissenschaftlich zu arbeiten und Forschermaterial miteinander zu verknüpfen. Sie werden gefordert, sich eigene Experimente zu überlegen und Selbstverantwortung zu übernehmen. „Natürlich sehen wir die Gefahr, das Material abhandenkommt, aber es geht zunächst darum, ein Angebot zu schaffen und die Schülerinnen und Schüler zu motivieren.“ , so Hannah Vorholt vom Geschwister-Scholl-Gymnasium Velbert. Das Projekt wird fortlaufend evaluiert und Inhalte flexibel an curriculare Änderungen angepasst.

Visionen zum Ausbau des Projektes sind vorhanden. Diese benötigen allerdings weiterer Unterstützung. Sinnvoll erscheint den Initiatoren beispielweise die Integration von Schutzbrillen, optischen Linsen und Magneten in die Forscherumschläge. Wer nähere Infos zum Projekt wünscht oder dieses unterstützen möchte wendet sich an

Ansprechpartner:

Helge Hassler – Koordination MINT

Geschwister-Scholl-Gymnasium

Von-Humboldt-Str. 54-58, Velbert

E-Mail: helge.hassler@gsgvelbert.eu

Fotos: Helge Hassler

Text: Kreis Mettmann